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Michael Ast

Die Reise war perfekt organisiert. Dadurch konnten wir die zur Verfügung stehende Zeit effektiv nutzen und unnötige Wartezeiten vermeiden. Hotel IBIS ok. Der Reisebegleiter Konstantin Jurijewitsch hat seine Sache sehr gut gemacht. Da ich mit der russischen Sprache und Geschichte vertraut bin, konnte ich ihm manche ergänzende Information entlocken.
Lediglich der Rückflug nach Berlin mit der ersten Maschine am Morgen erforderte Aufstehen um 4.30 Uhr – nicht ideal im Urlaub. In der Kürze der Zeit konnten wir keinen Liniennetzplan für Bus und Trolleybus auftreiben. Der wäre hilfreich, um herauszufinden, mit welchem Bus man wohin kommt. Das Lesen an den Haltestellen bzw. den Fahrzeugen ist mühevoll.
Was hat sich gegenüber dem Leningrad von 1977 bzw. 1984 (und Moskau 2010) geändert? Was ist mir aufgefallen?
– Die Sanitäreinrichtungen. Ohne langes Suchen erreichbar und in einem picobello Zustand. Häufig Unisex-Toiletten.
– Das russische Wort Gostiniza taucht kaum noch im Stadtbild auf. Dafür das russifizierte „Otel“.
– Die englische Transkription im Nahverkehr. Das erleichtert denen, die nicht kyrillisch lesen können, die Orientierung.
– Es gibt keine Busse der Marke Lwow (mit Automatikgetriebe) mehr, dafür Eigen(Lizenz)produktionen der Marke Volgabus (SCANIA).
– Das Militär ist kaum im Stadtbild präsent.
– Die Milizija wurde in Polizija umbenannt, aber die Bezeichnung OMON wurde beibehalten.
– Die russische Transkription der allgegenwärtigen großen Fastfoodketten ist lustig.
– Der Zustand der Gebäude – solide saniert.
– Auch wenn der Durchschnittsverdienst nicht üppig ist, scheint es den Menschen ganz gut zu gehen.
– In vielen Restaurants arbeiten junge KellnerInnen – sowohl Profis als auch StudentInnen. Sie sprechen meist ein wenig Englisch und praktizieren eine neue Servicekultur gegenüber Sowjetzeiten.
– Die vielen kleinen Kwas-Kioske sind – zu meinem Bedauern – verschwunden. Kwas bekommt man – mit einer einzigen Ausnahme – nur noch in Flaschen in den Supermärkten.
– Die Versorgungslage unterscheidet sich nicht von Westeuropa und ist mit Sowjetzeiten überhaupt nicht vergleichbar. Es gibt alles und über den Kauf entscheidet allein der Geldbeutel.
– PKW sowjetischer/russischer Produktion sind im Straßenbild die absolute Ausnahme.
– In vielen Straßennamen ist die Sowjetzeit noch fest verankert. Sonst spielt sie bei den Reiseführern allenfalls eine marginale Rolle, auch die Blockade. Die zaristische Zeit und Kirchenfragen nehmen einen relativ großen Raum ein. Wer sich in der Dynastie der Romanows und der Fürstengeschlechter auskennt, ist im Vorteil.
– Die Bedeutung der Rynoks nimmt rapide ab. Sie übernehmen mehr die Rolle von Anbietern regionaler und Bio-Produkte.
– Die Altstadt Petersburgs wurde (im Gegensatz zu Moskau – Generalbebauungsplan von 1935) nicht verändert. Es gibt nur wenige Bauten aus der Zeit nach 1918. Fast alle Neubauten liegen außerhalb der Altstadt. Hatte Stalin kein Interesse oder hatten die örtlichen Parteifunktionäre Mut und Kunstsinn genug oder beides?
– Die besten Piroggen gibt es tatsächlich in der Restaurantkette „Schtolle“.
– Geheimtipp: Am Newski gibt es eine „Passage“. Wegen der teuren Geschäfte ist es dort relativ ruhig, aber es gibt reichlich Sitzplätze zum Ausruhen bei angenehmer Musik.
Diese Reise, organisiert durch AL.EX, kann ich guten Gewissens empfehlen.

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